Wie zu erwarten war meine erste Nacht in Mexiko
nicht gerade die beste. Ich bin zwar tief und fest eingeschlafen und als ich
das 1. Mal aufwachte war ich auch der Meinung, dass ich gut geschlafen habe.
Ein Blick auf die Uhr zeigte aber auch: es war gerade mal 12 Uhr… Von da an
wurde es deutlich schlechter, ich wälzte mich die ganze Zeit rum und hab
gefühlt alle halbe Stunde auf die Uhr geschaut.
Um sechs bin ich dann auch aufgestanden und kam mir
trotz allem halbwegs wach vor. Ich packte meine Sachen und bewegte mich zum nahegelegenen Busbahnhof. Draußen war es noch stockfinster. Die haben hier eine gute Zeitzone, abends ist es bis halb 9 hell, früh erst ab 7, das wäre ideal für mich! Am Busbahnhof versorgte ich mich mit Cappuccino und einem Pastel con Manzana (Apfeltasche), dann gings zum Checkin. Gepäck durchleuchten, mich abtasten, Fieber messen, kleinen Rucksack grob durchsuchen, Ticket scannen. Sehr genau arbeitet man hier. Nur keiner kontrolliert, ob ich auch der bin, der ich zu sein vorgebe...
Der Bus war, glaube ich, bis auf den letzten Platz besetzt, doch gut, dass ich vorab gebucht hatte. Mit kleiner Verspätung kamen wir um kurz nach 7 los. Von der Qualität deutlich über Flixbus, so in etwa ein sehr guter Semi-Cama in Brasilien. Von den Touchscreens, die jeder Sitz hier hat, kann der Lufthansa-Flieger nur träumen. Und erst recht jeder Flixbus...
Während der Fahrt kuckte ich ein wenig aus dem Fenster, las etwas im Lonely Planet und döste noch ein wenig vor mich hin. Um Viertel 1 waren wir am Ziel, in Guanajuato. Mein Plan, wieder mit einem Uber zum Hostel zu fahren, scheiterte, gibts hier wohl eher wenige. So nahm ich das erste Taxi, das war zwar etwas teurer, aber der Fahrer sehr nett. Er brachte mich zu meinem Hostal Casa de Dante, das ich mir nicht wegen der Farben ausgesucht hatte, aber wegen des tollen Blicks von der Dachterrasse. Ok, er brachte mich nicht vor die Tür, das Hostel liegt in einer steilen Straße, die nicht befahrbar ist.
Ich checkte ein und bekam ein schönes Bett in einem gemütlichen 5er Dorm (alles Einzelbetten). Schnell sprang ich in etwas luftigere Klamotten, es hatte 26° und die Sonne schien vom Himmel.
Dann kuckte ich mir die Aussicht von der Dachterrasse an, man hat einen tollen Blick über die ganze Stadt. Die hatte ich mir übrigens wirklich wegen ihrer Farben ausgesucht!
Inzwischen war es auch schon halb 2 oder so. Ich fragte die nette Frau vom Hostel, wie ich am besten in die Stadt laufe, dank Ausblick bin ich ja doch etwas außerhalb. Sie meinte, ich sollte doch zuerst mal wieder die Treppen hochlaufen, oben wäre eine Fiesta. Gesagt getan, da oben war echt ordentlich was los, eine Mischung aus Markt, wo man jeden Mist kaufen kann, und Fressbuden, leider aber nix mit frischem Obst. So drehte ich bald um und lief die Straße zurück zu einem schönen Aussichtspunkt, zu dem auch eine Seilbahn oder sowas hochfährt. Ich kam aber von oben...
Dort gab es auch viele Fressbuden, auch eine mit Obstsalat. Die gefallen mir hier, ich wurde gefragt, ob ich Chili drauf will 😂 Klar will ich! Also gabs Obst mit Aussicht für gerade mal 30 Pesos, nicht mal 1,50€.
Vom Mirador aus lief ich viele Treppen hinunter ins Stadtzentrum. Das ist schon echt sehr schön, viele alte Kolonialbauten und alles in Caro-bunt! Und wohl auch Unesco-Stadt. Außerdem gab es schöne Kirchen, ein tolles Theater, das sich wohl auch von innen lohnt (vielleicht morgen...) und die große Kathedrale.
Zwischendurch gönnte ich mir einen leckeren kalten Cappuccino mit deutlich sichtbarem superfesten Milchschaum. Es war auch schon nach 3 und so langsam machte sich der Schlafmangel bemerkbar... Ich hing ziemlich in den Seilen... 😴
Etwas aufgemuntert ging es dann noch ein Stückchen weiter durch die Straßen, ich wollte noch die berühmte Callejon de Beso (Gasse des Kusses) besuchen. Das ist die schmalste Gasse der Stadt, in der sich zwei Balkone quasi berühren. Die Geschichte dahinter ist so in etwa Romeo und Julia für Mexikaner: reiches Mädchen verliebt sich in Minenarbeiter, über den Balkon wird geknutscht. Aufgeflogen, tragisches Ende... Mir war das Gerammel hier eindeutig zu viel, deshalb gabs nur ein Foto aus der Ferne, hatte echt keine Lust mich hier anzustellen. Die Mexikaner sind schon putzig, ungefähr die Hälfte rennt mit Maske rum - nicht immer vor Mund oder gar Nase - aber da wird dann durch gedrängelt, dass mir das auch ohne Corona zu eng wäre...
Nachdem ich die Gasse gefunden hatte, wollte ich endlich was vernünftiges Essen, soviel hatte ich heute noch nicht und es war auch schon fünf Uhr. Der Lonely Planet machte mir ja keine allzu großen Hoffnungen, das Santo Cafe klang aber immerhin ganz nett. Und ich musste sogar anstehen! Ich wurde desinfiziert (nicht nur die Hände, ein Mädel sprühte mich mal rundherum mit Desinfektionsmittel ein) und bestellte mir dann vegetarische Enchiladas. Die hatten eine sehr gute (für mich angenehme) Schäre, waren aber jetzt nicht so der Knaller. Vielleicht versuche ich es morgen einfach mit denen an den unzähligen Streetfood-Ständen.
Nach dem Essen (ca. 6€ inkl. Cola) bewegte ich mich auf einem anderen Weg in Richtung Hostel. Ich ließ ein paar Sachen zurück und ging noch mal nach oben zur Fiesta.
Irgendwie war es jetzt am Abend nochmal voller als vorhin. Aber ich merkte auch, dass ich gar noch nicht ganz oben gewesen war, denn es ging noch weiter hinauf. Oben gabs sogar ein paar Karussells, die einer deutschen TÜV-Prüfung garantiert nicht standgehalten hätten... Was mir hier aber besonders auffiel: Mexikaner sind unglaublich fett. Nicht dick, sondern teils wirklich adipös, selbst die Kinder. Es gibt nur ganz wenige, die eine normale Figur haben, aber bauchfrei tragen alle. Wenn man sich anschaut, was es hier oben zu essen gab, ist das auch kein Wunder. Auch ich entschied mich für ein leckeres Teigdings mit Nutella-Füllung... Übrigens, was mir auch noch aufgefallen ist: Mexikaner sind keine Brasilianer! Ich war die einzige in Flipflops 😂
Gegen halb acht gings dann wieder ein Stück runter und auf die Dachterrasse meines Hostals, wo ich meinen Blog begann. Allerdings war es echt sehr windig, sodass ich irgendwann kapitulierte.
Ich duschte und warf mich dann mit dem Notebook aufs Bett. Jetzt ist der Blog fertig und ich mindestens genauso... Ist immerhin schon neun Uhr! Mal sehen, ob ich dann einschlafen kann, noch kommt von allen Seiten Musik... Morgen bleibe ich noch hier, gibt schon noch ein paar Sachen zu sehen..
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