Heute Nacht hab ich wohl nicht viel besser geschlafen als Katty. Die hatte recht wenig Jetlag, dafür bin ich auch ständig aufgewacht und konnte nicht wieder einschlafen. Um sieben oder so waren wir dann beide wach und auch halbwegs munter, sind aber noch etwas im rosa (pinken?) Zimmer rumgegammelt. Draußen war es extrem grau und dann gewitterte es auch noch.

Gegen halb 9 machten wir uns auf die Suche nach Frühstück und wurden irgendwann auch fündig. Ganz einfach war es aber nicht. Das Setting auf der Dachterrasse war zwar schon aufgebaut, aber kein (zuständiger) Mensch zu sehen. Dann kam aber irgendwann doch noch ein netter Typ und eröffnete das "Buffet". Für gerade mal 30 Pesos (nicht mal 1,50) gab es Kaffee (richtig stark), Saft, Reis mit Bohnen, Tortillachips und Soße, Obst und ein süßes Gebäckstück. Das ganze wurde uns mit einer unendlichen Ruhe und Entspanntheit serviert, aber der Typ war dabei einfach zu putzig. Beim Essen saßen wir dann mit ein paar anderen Hostelbewohnern am Tisch, endlich hatte ich mal wieder das Gefühl, in einem ganz normalen Hostel mit Backpackern zu sein. Nach dem Frühstück - inzwischen sah es deutlich freundlicher aus, bekamen wir noch ein paar Tipps und machten uns stadtfertig. Gegen kurz nach 10 starteten wir dann. Es war noch etwas frisch, aber in Top und kurzer Hose auszuhalten. Zunächst liefen wir einmal durch den noch leeren Park Alameda und in Richtung Bellas Artes (Foto).
Das sollte eigentlich gleich unsere erste Station werden, doch leider war es geschlossen. Ein älterer Mann vor der Tür meinte, es wäre dauerhaft geschlossen. Schade. Somit liefen wir weiter und sahen schon mal den Torre Latinoamerica, der auch noch auf dem Programm stand. Wir hatten ihn gestern schon von unsrem Fenster aus gesehen, waren uns aber nicht sicher, ob er es wirklich ist.
Durch die Fußgängerzone liefen wir ins historische Zentrum und zu seinem Hauptplatz, dem Zocalo. Der ist mit gut 220m Seitenlängen einer der größten Plätze der Welt. Anscheinend wird gerade für irgendwelche Festivitäten aufgebaut. Außenrum befinden sich einige wichtige Gebäude, unter anderem die Kathedrale (größte in Lateinamerika) und der Palacio Nacional, der wohl auch einige berühmte Bilder ausstellt, aber ebenfalls geschlossen war.
Wir bekamen irgendetwas pappsüß-mango-scharfes Lollieähnliches angedreht, das uns die Zähne zusammenklebte und checkten die weitere Lage. Wenn hier alles geschlossen hat, sind wir zumindest schnell durch!
Unser nächster Versuch galt dem Templo Mayor, einem alten aztekischen Tempel mitten in der Stadt. Auf dem Weg dorthin wollte man uns ausräuchern, böse Geister vertreiben und Stress vernichten. Welcher Stress? Ich bin im Urlaub? Könnte euch aber ja mal im Gym vorbeischicken!
Auch beim Templo Mayor sah die Situation nicht wirklich besser aus: Geschlossen. Immerhin, von außen sah man hier schon ziemlich viel und ein paar eifrige Guides boten auch Außen-Führungen an...
Ohne weitere konkrete Ziele schlenderten wir um die Innenstadt herum und nur wenige Blocks vom Zocalo entfernt war alles deutlich ruhiger und weniger touristisch.
Wir hatten den Spielplatz ganz für uns und Katty versuchte sich daran, kostenlos auf den Torre zu kommen... Leider ohne Erfolg, auch wenn man die Spitze hinterm Haus sehen kann.
Da das nicht geklappt hatte, nahmen wir den legalen Weg. Wir entschieden uns für die kostenlose Version. Der Turm hat 44 begehbare Stockwerke, im obersten die Aussichtsplattform für ca. 7€ pro Nase. Drei Stockwerke tiefer liegt ein Restaurant, dort kamen wir so hin. Leider war unser Aufenthalt dort eher kurz, denn nur ein Cappuccino, also das geht nicht! Wir müssten dafür in die Cafeteria im 37. Stock. Na gut, dann halt nicht, wenn die lieber ein leeres Restaurant haben als einen teuren Kaffee zu verkaufen...
Im 37. Stockwerk kam der Cappuccino dann zwar im Pappbecher, war aber gleich etwas günstiger und die Sicht nicht soviel schlechter. So diesig wie es war, hätten wir oben auch nicht wirklich mehr gesehen...
Wieder auf dem Boden zurück entdeckten wir eine Obstverkäuferin und gönnten uns beide einen riesigen Becher Mango. Den aßen wir im Park vorm Bellas Artes und staunten nicht schlecht. Eine kleine, unscheinbare Tür war geöffnet und davor standen Leute an! Damit war unser Plan, ins Anthropologiemuseum zu fahren und dort unser Glück zu versuchen erstmal hinfällig. Während wir die Mango aufaßen, kamen insgesamt drei Schuhputzer, die der Meinung waren, meine Joggingschuhe wären zu dreckig. Naja, sauber sind sie nicht, aber ich bezweifle, dass die Jungs da noch was hätten retten können ohne meine kompletten Socken zu durchweichen... Beim nächsten Stopp auf einer Mauer setzte ich mich dann übrigens gleich im Schneidersitz hin... Vitamintechnisch gestärkt ging es dann in diese Kunstaustellung. Wenigstens sind diese Murales (Mauern) Bilder in einer vernünftigen Größe und dank Kunstlehrerin an meiner Seite bekam ich einen kleinen künstlerischen Crashkurz zum Thema Goldener Schnitt und Bildachsen...

Nach der künstlerischen Fortbildung war es schon nach drei. Wir beschlossen, zu einem empfohlenen Markt zu laufen, der nicht weit von uns entfernt war, und uns für morgen mit etwas Essen fürs Frühstück einzudecken. Morgen wollen wir nämlich zu ein paar Pyramiden, die mit dem Bus eine Stunde entfernt sind, weswegen wir nicht zum Frühstück hierbleiben wollen. Der Markt war wieder mal toll, so viel frisches Obst, Säfte und Fressstände mit tollen Sitzgelegenheiten einen Stock drüber. Wir drehten ein paar Runden und kauften dann eine Mole (Soße) mit Chili, Brot und Obst. Das brachten wir dann zurück ins Hostel, wo wir eine kurze Pause machen. Doch schon bald zog es uns weiter und wir liefen wieder die 2km zum Templo Mayor, denn direkt daneben im El Mayor sollte das Essen super sein, sagte der Sitznachbar von Katty im Flugzeug. Wir sollten auch nicht enttäuscht werden, es war wirklich lecker und die Aussicht überragend. Katty hatte Ravioli mit mexikanischer Soße, ich irgendwas veganes, Enchilada-ähnliches mit viel Soße. Dazu noch sehr leckere Guacamole. Ein paar Mitesser hatten wir auch, viele kleine Vog(e)ls (kleiner Insider...), die sich um unsere Brotstückchen zankten. Aber die leben hier gut, manche waren eher so Modell dicke Hummel und tendenziell eher flugunfähig.
Fliegen konnte ich nach dem Berg an Essen auch nicht mehr, wohl aber zurücklaufen, obwohl ich ja eigentlich Uber fahren wollte (nicht mal 2€). Aber die Guacamole wollte verdaut werden und der für den späten Nachmittag wieder angesagte Regen war auch nach 6 noch nicht da. Also liefen wir und im früh so leeren Park war jetzt allerhand los. Gleich an zwei Brunnen gab es Musik und viele Leute tanzten. Den ersten Tanz kannte ich nicht, der 2. gehörte definitiv nach Cuba. Da Katty Angst hatte, mittanzen zu müssen, waren wir aber nach dem 1. Lied schnell wieder weg 😂Zurück im Hostel erfuhren wir, dass später auf dem Dach noch die Bar geöffnet würde. Wir gingen duschen, Fotos sichten und ich Blog schreiben, während Katty gerade einen kurzen Powernap macht. Jetzt ist es halb neun und ich werde sie wohl mit der Aussicht auf ein kühles Corona wieder wecken...
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